Endlagerforschung und Standortsuche: Quo vadis?

Auf Einladung der Geologischen Gesellschaft Zürich präsentierte Simon Löw einen persönlichen Abriss vergangener und künftiger Herausforderungen bei der Realisierung geologischer Tiefenlager.

Kurzfassung

Wenn wir die Geologie der Projekte der Nagra in den letzten 40 Jahren vergleichen, starten wir beim wenig bekannten – da tief versenkten – kristallinen Untergrund der Nordschweiz, wandern zu den stark tektonisierten und heterogenen Palfris-Mergeln im Helvetikum und enden schliesslich im relativ homogenen und ruhig gelagerten Opalinuston der Nordschweiz.

Wenn wir die Lagerkonzepte vergleichen, bleiben wir seit Anbeginn bei den langen Lagerstollen für hochaktive Abfälle mit einem Lagerbehälter aus Stahl und einer künstlichen Bentonitbarriere, oder bei grösseren Kavernen für schwachaktive Abfälle mit einer Zementbasierten Verfüllung. Die EKRA-Kommission fügt im Jahr 2000 die Test- und Pilotlager dazu, transformiert das Endlager in ein Tiefenlager, die Nagra schraubt an den Siegeln und Stützmitteln und kombiniert am Schluss beide Lager in ein Kombilager. Das BFE dirigiert seit dem Sachplanverfahren die Partizipation von Frick bis Wien und das Ensi stellt Nachforderungen zu Etappe 2.

Viele dieser Wechsel sind politisch bedingt; die Erd- und Umweltwissenschafter/innen tragen vor allem zu objektiveren Beurteilungskriterien bei. Gleichzeitig resultieren die Verzögerungen, Richtungswechsel, Neustarts und erweiterten Partizipationen in laufend besseren Standortgebieten und vermutlich auch besseren Lagerprojekten. Heute stehen wir vor der Qual der Wahl aus drei guten Standortgebieten. Der in naher Zukunft liegende Standort-Entscheid hängt letztlich nicht von den neuen Feldbefunden und Sachplankriterien, sondern von ihrer individuellen Gewichtung ab.

Das für Ende 2024 terminierte Rahmenbewilligungsgesuch und seine Beurteilung behandelt primär die Langzeitsicherheit. Auch wenn unser Wissen heute über die Radionuklidausbreitung in den verschiedenen Barrieren und Umweltsystemen gross ist, verbleiben doch Unsicherheiten in philosophischen Dimensionen.

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